Unternehmensberatung mit Schwerpunkt Logistik und SCM

Gipfel der Logistikweisen

30.09.2025 | ebp-consulting unterstützt die Logistikweisen bei Zukunftsprognosen

Die Initiative zur Prognose der Entwicklung des Logistikstandorts Deutschland wurde 2013 als „Gipfel der Logistikweisen“ gegründet. Der unabhängige Expertenkreis mit wissenschaftlicher und praktischer Expertise tagt zweimal jährlich. Bei diesen persönlichen Treffen diskutieren die Experten unterschiedliche Szenario-Ansätze, um Aussagen über die Entwicklung des Wirtschaftsbereichs Logistik treffen zu können. Im Frühjahr werden relevante Themen identifiziert, im Herbst die Prognose für das Folgejahr entwickelt. Die Ergebnisse werden dem Bundesministerium für Verkehr präsentiert und für die Einordnung der Lage zur Verfügung gestellt. Dr. Christian Jacobi, Partner bei ebp-consulting, ist seit Anbeginn dabei und unterstützt die 30 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Logistikdienstleistung, Industrie, Handel sowie Logistik-Technologie und Services. Beim Herbstgipfel am 26. September 2025 in Koblenz wurden folgende Ergebnisse als Szenarien und Maßnahmenpakete für 2026 erarbeitet, die am 23. Oktober auf dem BVL Supply Chain CX-Kongress erstmalig präsentiert wurden.

Wirtschaftsbereich Logistik zwischen Unsicherheit und Innovation

Der deutsche Logistiksektor steht vor einem Jahr großer Herausforderungen und gleichzeitig bedeutender Chancen. Angesichts der volatilen weltwirtschaftlichen und geopolitischen Lage entwickelte der Expertenkreis erstmals drei unterschiedliche Szenarien für das Jahr 2026. Das Trendszenario als wahrscheinlichste Entwicklung prognostiziert ein reales Wachstum von 0,5 Prozent und ein nominales Wachstum von 2,6 Prozent. Im optimistischen BestCase-Szenario könnte der Wirtschaftsbereich Logistik real um 1,1 Prozent wachsen (nominal 3,2 Prozent), während das pessimistische Worst-Case-Szenario einen realen Rückgang von 0,4 Prozent vorsieht (nominal plus 2,1 Prozent). Die aktuelle Stimmungslage im Herbst 2025 zeigt eine leicht negative Einschätzung der Geschäftslage bei stabilen Investitionsabsichten. Die Expertinnen und Experten betonen, dass die grundsätzliche Stimmung abwartend bleibt und der breite Prognosekorridor die erheblichen Unsicherheiten widerspiegelt.

Sieben Thesen zur wirtschaftlichen Lage

Der Expertenkreis fasst die Situation des Wirtschaftsbereichs Logistik in sieben zentralen Thesen zusammen: Erstens bleibt die welt- und handelspolitische Lage mit Sicherheit unsicher. Zweitens wird erwartet, dass Cyber-Angri]e zunehmen und einen relevanten Anteil der IT-Budgets binden werden. Drittens liegt die Hoffnung für den Aufschwung in der deutschen Politik und ihren wirtschaftspolitischen Maßnahmen. Viertens sind die Erwartungen an Effizienzsteigerungen durch Automatisierung, Digitalisierung und insbesondere KI-Einsatz trotz oder gerade wegen der aktuellen wirtschaftlichen Lage hoch. Fünftens fehlen auch bei entspannter Personalsituation weiterhin insbesondere IT-, Planungs- und Fahrpersonal. Sechstens nimmt die Relevanz von Nachhaltigkeitsthemen zumindest bei Projekten mit kurz- und mittelfristigen Laufzeiten sowie bei Ausschreibungen ab. Siebtens wird die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen in bestimmten Marktbereichen aufgrund der Marktsituation gezwungenermaßen zunehmen.

Umfassende Szenario-Analyse

Die drei Szenarien berücksichtigen unterschiedliche Entwicklungen in fünf Dimensionen: Im Best-Case-Szenario zeigen wirtschaftspolitische Maßnahmen zählbare und psychologische Wirkung, die Weltwirtschaft erholt sich, die weltpolitische Lage stabilisiert sich, die Wirtschaft ist leistungsbereit und Produktivitätssteigerungen durch Automatisierung und KI werden merklich. Das Trendszenario geht davon aus, dass wirtschaftspolitische Maßnahmen noch ohne ausreichende Wirkung bleiben, Investitionszurückhaltung aufgrund unsicherer Welt- und Handelspolitik anhält, Bau- und Rüstungsindustrie zu geringe Anteile für einen Wachstumsschub haben, Privathaushalte aufgrund von Verunsicherung zurückhaltend bleiben und IT-Budgets in Cybersicherheitsprojekte gebunden werden. Im Worst-Case-Szenario haben politische Maßnahmen keine zählbaren oder psychologischen E]ekte, die weltpolitische Lage mit den kriegerischen Auseinandersetzungen bleibt angespannt, Absatzschwächen bei produzierenden Unternehmen steigen, die Bevölkerung ist verunsichert und IT-Budgets werden für Wehrhaftigkeit reserviert.

Maßnahmenpaket „Logistics Innovations Made in Germany"

Als Antwort auf die identifizierten Herausforderungen präsentiert der Expertenkreis ein umfassendes Maßnahmenpaket mit drei Handlungsfeldern. Im Bereich Finanzierung wird ein Innovationsprogramm Logistik mit streng praxisorientiertem Förderansatz vorgeschlagen, bei dem ausschließlich Impulse aus der Praxis kommen und Forschungseinrichtungen sowie Startups als Partner agieren. Statt klassischer Förderung sollen Markt- und Kapitalinstrumente eingesetzt und das Sondervermögen über privates Kapital gehebelt werden. Bei der Vernetzung empfiehlt der Expertenkreis Vereinfachung durch Open Source und Shared Governance, Nutzung von Cross-Industry-Innovationspotenzialen, gemeinsame Ressourcennutzung und Coopetition 2.0. Im Bereich Umsetzung in den Unternehmen wird auf Modernisierung der Unternehmenskultur mit mehr Knowhow auf Entscheidungsebene, Weckung von Innovationshunger mit Bottom-up- und Top-downIdeen sowie Fehlertoleranz und die Positionierung als integrationsbereiter Wirtschaftsbereich gesetzt.

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